Manuels Heldenreise

Luke Skywalker, Frodo Beutlin oder Harry Potter, sie alle habe eines gemeinsam. Sie sind mutig und Bestreiter der Heldenreise, dem klassischen Grundmuster von Mythologien und Sagen rund um die Welt. Einer, der sich nun in diesen verwegenen Kreis einreihen kann, ist Manuel Zube, nur mit dem feinen Unterschied, dass sein Abenteuer tatsächlich passiert ist.

Manni hat kein Laserschwert oder Superkräfte, keine magischen Fähigkeiten und wird auch nicht von Elfen, Zwergen oder Zauberern begleitet. Manuel hat das Down-Syndrom. Das macht seine zweimonatige Reise quer durch Australien so besonders und ihn für mich zum Helden. Ich habe ihn dabei begleitet, als Planer, Betreuer aber in erster Linie als Freund. 2015 lernte ich Manni zufällig während meiner Ausbildung zum Erzieher kennen. Über die Jahre hat sich daraus eine Freundschaft entwickelt.

Die anfängliche Schnappsidee einer gemeinsamen Reise wurde schnell ernst und zog immer größere Kreise. So kam es, dass wir uns 2018 auf den Weg ins Ungewisse machten und Sandra Maischberger eine mehrteilige Arte-Dokumentation darüber produzierte. Ich habe dann 2021 das Erlebte zwischen zwei Buchdeckeln verewigt. „Manni sucht das Weite -Mit Down-Syndrom durch Down Under“ nimmt den Leser über 176 Seiten durch Höhen und Tiefen mit auf den roten Kontinent. Ergänzt wird es durch Illustrationen, Farbbilder der Reise, sowie kurze Infotexte.

Urkomische Situationskomik, welche ich so nur mit Manni erleben konnte, findet genauso ihren Platz wie ernste und nachdenkliche Töne. Manuel kündigt mir die Freundschaft, weil ich einen Riegel vor seinen exzessiven Pommes-Konsum schiebe und die ganze Reise droht Gefahr zu scheitern. Da sind die Momente, wo wir die Nächte im Outback unter dem Sternenhimmel verbringen und das erste Mal das Kreuz des Südens sehen. Unsere Zeit auf Tanjas Rinderfarm, in der wir Cowboys spielen dürfen, Manuel endlich alleine an einem Steuer sitzt und ich ahnungslos der zweitgiftigsten Schlange der Welt in Flip-Flops hinterherjage. Im Helikopter durch die Canyons fliegen, die schönsten Sonnenaufgänge über dem indischen Ozean bestaunen, im längsten Zug der Welt hunderte Kilometer durch eine Tristesse in Ocker und Rot fahren und in Cairns die Nacht zum Tag machen. Das alles geht nur in Australien.

Was für mich die Reise am anderen Ende der Welt so besonders gemacht hat, waren jedoch die kleinen Momente. Die Entwicklung, die Manuel in dieser kurzen und intensiven Zeit gemacht hat. Das Glück, welches er durch seinen ganz eigenen Blick auf die Welt in so vielen Momenten erlebte und mir vorlebte. Die Herausforderungen, die eine Reise mit jemandem birgt, der eine geistige Behinderung hat. Das Zweifeln und Streiten, das Versöhnen und Feiern. Das Trösten, wenn mal Tränen kullern, ob nun bei ihm oder mir. Die vielen wildfremden Menschen, die uns unterstützt, uns bei sich aufgenommen haben, an uns und unsere Idee geglaubt haben. Letztendlich vielleicht wirklich einfach „das Menschliche“, dem man so nur beim Reisen begegnet.

„Manni sucht das Weite“ zeigt, was trotz, was mit und was gerade wegen eines Chromosoms mehr möglich ist. Am Ende bleibt ein Buch, welches Mut machen soll. Es soll uns ermutigen über Grenzen zu gehen und Abenteuer zu wagen.

Julius Werner

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Klappentext Manni sucht das Weite